Knapp zwei Monate Wahlkampf und fast vier Stunden Zittern auf der Außerordentlichen Mitgliederversammlung. Anspannung und Nervosität waren bei Christian Stiefelhagen am Dienstagabend in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena so hoch, wie lange nicht mehr. Am Ende setzte sich der neue Vorstandsvorsitzende gemeinsam mit seinen Teamkollegen Dennis Baaten, Jörg Eicker, Jörg Kaiser und Georg Mewes gegen seine drei Kontrahenten durch und soll den MSV ab sofort wieder in sichere Bahnen lenken.
Groß feiern wollte der gebürtige Duisburger seinen Triumph nicht. Seinen Terminkalender hatte er sich vorsorglich für Mittwoch und Donnerstag freigehalten. „Ich bin nicht vorbereitet auf das, was auf uns zukommt und darauf, wie die Übergabe genau stattfindet. Das Team ist bereit für das Ehrenamt, das viele unterschätzen. Wir haben die Freiräume und werden den Verein in harten Arbeitswochen bestmöglich repräsentieren“, verspricht Stiefelhagen.
Während die unterlegenen Kandidaten Thomas Maaßen und Sebastian Paradis mit dem großen Geld lockten, steht für den neuen starken Mann bei den Zebras in Kürze zunächst ein Besuch auf der Geschäftsstelle an. „Da wir ja jetzt alle miteinander weiterarbeiten, sind wir schon im siebenstelligen Bereich und können die Sponsoren mit ins Boot nehmen. Spaß beiseite. Wir werden uns erst mal bei Michael Preetz, Christian Koke, Marvin Schmickler und Dietmar Hirsch vorstellen. Auch sie kennen uns bisher nur von YouTube oder aus der Zeitung“, sagte Stiefelhagen.
Der im Stadtteil Duissern wohnhafte Familienvater hat seit 1982 sämtliche Höhen und Tiefen der Meidericher hautnah miterlebt. Der Marketingprofi baute sich seine eigene Werbeagentur auf und hatte zu Zeiten des Hauptsponsors XELLA bereits beruflichen Kontakt zum MSV. Anfang 2022 veräußerte der 57-Jährige seine erfolgreiche Firma, zog sich zum Ende der Corona-Pandemie aus dem operativen Geschäft zurück und entschied sich für „ein Leben in Freiheit“.
Der Fahrradliebhaber verbrachte die Wintermonate oft in seiner zweiten Heimat auf Mallorca, trotzdem war er als Fan bei fast jedem Heim- und sehr vielen Auswärtsspielen vor Ort. Als „Digital-Nomade“ schaffte es der Wohnmobil-Besitzer gleichzeitig zu arbeiten und „Fußball in Elversberg“ zu schauen - eine gesunde Work-Life-Balance.
Sein Leben in Freiheit gibt Stiefelhagen durch sein neues Amt gerne auf. „Nach zwei Jahren fühlt sich der Urlaub nicht mehr an wie Urlaub. Ich brauchte Strukturen und eine Aufgabe“, sagt er. Nun das Ehrenamt als Vorstandsvorsitzender seines Herzensvereins zu führen, war eher dem Zufall geschuldet. Die Fanbrille kann und möchte der neue MSV-Präsident so schnell aber nicht ablegen. Schon vor seinem Wahlsieg hatte er sich zwei Sitzplatzkarten für den Regionalliga-Auftakt in Gütersloh besorgt, die Reise nach Ostwestfalen soll schon am Freitagmorgen beginnen.
„Die Vorfreude ist unfassbar groß. Der Auftakt wird sehr wichtig sein. Die Stimmung kann in Duisburg schnell kippen“, weiß Stiefelhagen, ohne sich darüber zu sehr den Kopf zu zerbrechen. „Mit einem Sieg zu starten, im ersten Heimspiel gegen Türkspor Dortmund nachzulegen und dann in Oberhausen den Derbysieg einzufahren, wäre optimal.“ Den Einstieg in seinen neuen Job würde diese Vorstellung sicherlich vereinfachen.